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Die Schienenstrecke Kiel – Lübeck ist die wichtigste Verbindung innerhalb des Landes Schleswig-Holstein. Sie befand sich schon seit Jahrzehnten in einem ständigen Fluss der Weiterentwicklung. Von anfangs einzelnen Zügen über die Einführung des Stundentaktes 1991 und den Ergänzungen durch zusätzliche Pendelzüge an den Enden der Strecke in den Großstädten Kiel und Lübeck. 2010 wurden dann diese zusätzlichen Pendelzüge zu einer zweiten, stündlich verkehrenden Strecke verbunden und die eigentliche Linie durch das Auslassen von einzelnen Halten (Elmschenhagen, Ascheberg, Pönitz und Pansdorf) beschleunigt. Diese Entwicklung ist grundsätzlich positiv zu bewerten, auch wenn es in bedauerlichen Einzelfällen, zu denen Ascheberg zu zählen ist, zu Reduzierungen des Angebotes auf einen reinen Stundentakt gekommen ist.

Zusammen mit der Vertaktung 1991 wurden erstmals in Schleswig-Holstein verschiedene Linien in Knoten zusammengefasst. Lübeck war als Knoten zur vollen Stunde schon immer dabei. Kiel hingegen nicht. An diesem Manko kranken bis heute viele Verbindungen. So verliert man von Flensburg kommend auch heute noch praktisch eine halbe Stunde warten, bis man Richtung Lübeck weiterkommt. Auch von Husum aus kommend stellte sich das bis 2010 nicht besser dar.

Der Doppelknoten Kiel & Lübeck jeweils zur vollen Stunde folgt dem Prinzip des Integralen Taktfahrplans. Daraus folgte die Forderung Kiel – Lübeck stündlich in unter einer Stunde zu fahren, was zu dem heute als Referenzfahrplan bekanntem Fahrplanmodell führte. Dieses wurde über Regierungen hinweg seit rund 15 Jahren als Ziel verfolgt und dementsprechend in die Strecke investiert. Wir Grüne haben dieses immer mitgetragen.

Inzwischen wurde der konkrete Fahrplan minutenscharf diskutiert. Dabei kamen immer deutlicher Zweifel auf, ob die Priorisierung der Anschlüsse dieser Knoten und der schnellen Fahrt im Stundentakt zulasten der Erschließung des Raumes zwischen den Großstädten sinnvoll ist.

Wir Grüne haben diese Kritik aufgegriffen und uns dafür eingesetzt, verschiedene Fahrpläne in ihren Eigenschaften und Auswirkungen miteinander verglichen werden. Darunter auch einer der Interessenvertretung Ascheberg, was ich sehr begrüße. Sowohl die Verfahrensweise als auch das Ergebnis ist, worauf wir ebenfalls großen Wert legen, öffentlich. Ich freue mich dabei besonders nicht nur über die Beteiligung kommunaler Vertreter sondern insbesondere von ehrenamtlich engagierten Bürgern.

Das Ergebnis der Potentialanalyse von ITP ist mehr als eindeutig. Der Fahrplan „Takte separat“ ist in allen vier Kategorien (Verkehrsaufkommen, -leistung, CO2-Vermeidung und Summe der Zeitersparnis für Reisende) haushoch überlegen.

Zeitersparnis für Reisende haushoch überlegen.

Fahrplnmodelle Nutzer Nutzung CO2 Ersparnis Fahrzeitersparnis
[Personen/Tag] [Personenkilometer/Tag] Tonnen/Jahr 1000 Stunden/Jahr
Referenzfahrplan 260 22,2 -1090 -151
DB-Erweiterung 470 27,8 -1360 -183
1/2 Stunden für alle 700 18,7 -920 -55
Takte separate 1100 36,1 -1770 -217

Abb.1: Zusammenfassung der Kennzahlen der in der Potenzialstudie untersuchten Fahrpläne, ITP 2015

Für uns Grüne ist das Ergebnis eindeutig ein Signal, dass wir die bisherige Politik überdenken müssen.

Die Mobilität auf der Schiene wird immer wichtiger. Für immer mehr Menschen wird der Zug die Grundlage der Fortbewegung. Zudem wirkt eine gute Zugverbindung zwischen Städten und dem Umland auch der Landflucht entgegen. Deshalb ist es zusätzlich wichtig, dass eine Weiterentwicklung der Strecke auch weiterhin möglich wird. Auch hier setzt der bisherige „Referenzfahrplan“ enge Grenzen, während „Takte separat“ auch weiterhin das Ziel verfolgt, die beiden Großstädte in unter einer Stunde zu verbinden. Das dann aber halbstündlich und somit doppelt so oft wie bisher geplant.

Wir Grüne sind immer offen für eine neue Entwicklung. Selbst wenn wir dann einmal unterschiedlicher Ansicht sein sollten, ist es für uns grundlegend, dass Entscheidungen auf gleicher Datenbasis und vor allem auch für jeden nachvollziehbar gefällt werden. Insofern würde ich mich freuen, wenn auch weiterhin engagierte Bürger konstruktive Kritik üben.

Dr. Andreas Tietze, MdL

Stellv. Fraktionsvorsitzender Wirtschafts-, Tourismus- und Verkehrspolitischer Sprecher

Mitglied des Wirtschaftsausschusses und Mitglied des Sozialausschusses
Bündnis 90/Die Grünen
im Schleswig-Holsteinischen Landtag