1. Bei der derzeitigen Preisgestaltung der Bahn sind die Ticketkosten zwischen Lübeck und Kiel von der Streckenlänge abhängig, nicht aber von der Geschwindigkeit des Zuges. Das ist ungerecht gegen die Nutzer der langsameren Verbindung und stellt andererseits den Nutzern der schnelleren Verbindung die durch das für sie vorgehaltene Angebot erzeugten Mehrkosten nicht in Rechnung. Überspitzt könnte man sagen, die Nutzer der Bimmelbahn finanzieren den Expresszug. Geradezu unverschämt, wenn das so bliebe. Ich fordere: Gleicher Preis, gleiche Leistung. Zu gleichen Fahrpreisen sollten die Züge die gleichen Strecken mit allen Halten in der immer gleichen Zeit fahren.
2. Die Bahn versucht mit dem Zählen von Fahrgastaufkommen den Eindruck zu erzielen, bei der Einrichtung der schnellen Verbindung von Lübeck nach Kiel handele es sich um ein betriebswirtschafltich lohnendes Vorhaben. Vor der Einführung des Expresszuges fuhr aber bekanntlich nur ein Zug pro Stunde, der alle Bahnhöfe bedient hat. Wenn der Expresszug sich auszahlen soll, muss seine Auslastung allein so hoch werden, wie die Gesamtauslastung der Strecke zuvor war und der unattraktiver gewordene langsame Zug muss immer noch so voll werden wie er immer war. Der vorangegangenen kostenintensiven Streckenertüchtigung wegen müsste das Fahrgastaufkommen des Expresszuges eigentlich noch höher liegen, denn die muss auch bezahlt werden. Der halbstündige Bahnhalt in Ascheberg würde die Bahn als Verkehrsmittel attraktiver machen und mehr Reisende auf die Schiene bringen.
3. Die Einrichtung von Stundentakten in den Verkehrsknotenpunkten ist eine echte Schreibtischtat. Bahn und LVS versuchen trotz unterschiedlichster Voraussetzungen (Lage, Entfernung, Verbindungsangebot) alle vorhandenen großen Bahnhöfe in ein Raster einzupassen, das in Zeiten von Smartphone & Co. den Kunden die Übersicht über die wichtigsten Verbindungen im Fahrplan erleichtern soll. Um dieses Angebot für die Kunden attraktiv zu machen, müssten letztendlich alle Züge rechtzeitig wenige Minuten vor der vollen Stunde in z.B. Kiel oder Lübeck eintreffen, einige Minuten auf den Umstieg der Fahrgäste warten und dann zeitgleich wieder abfahren. Falls das auf dem vorhanden Gleisnetz möglich wäre stellen sich die Fragen, wie groß der Anteil der aus Lübeck kommenden Fahrgäste ist, die von Kiel aus mit der Bahn weiterfahren? Wohin sollten die überhaupt wollen?
Das nächstgrößere Fernverkehrskreuz ist in Hamburg. Dorthin bestehen sowohl von Lübeck wie auch von Kiel Direktverbindungen. Diese Direktverbindungen, die ebenfalls in den Stundentakt eingepasst werden sollen sind eigentlich gerade für die Reisenden interessant, deren Zugverbindung jetzt und zukünftig verlangsamt und nicht dem Stundentakt angepasst wird, für all jene, die in den Orten zwischen Lübeck und Kiel wohnen, in Schwentinental, Preetz, Ascheberg, Plön, Malente, Eutin, Pönitz und Bad Schwartau. Diese erhalten nun aber teilweise verschlechterte Anschlussbedingungen. Expresszüge mit allen Halten im Stundentakt sind auf dieser Strecke nicht möglich. Ein Bahnhalt in gleichmäßigen Abständen in allen diesen Bahnhöfen, beispielsweise im 45-Minuten-Takt, würde dem Problem aber abhelfen und erscheint zudem realisierbar. Da ohnehin niemals alle Anschlussverbindungen in Kiel oder Lübeck zur vollen Stunde verfügbar sein werden, muss der “Knotenpunkt” nicht immer zu dieser Zeit erreicht werden.
4. Die Bahnlinie zwischen Kiel und Lübeck ist bislang noch die wichtigste und schnellste Nahverkehrsachse zwischen den in den Kreisen Plön und Ostholstein gelegenen Kleinstädten. Ohne Not wird der Verbindung der beiden Großstädte miteinander der Vorzug gegeben. Ich sehen darin eine eigentlich unzulässige Benachteiligung der Bewohner der Kreise gegenüber denen der Großstädte. Schleswig-Holstein ist ein Flächenland und seine Verkehrsstruktur sollte diesem Umstand gerecht werden. Eine Verbesserung der Verkehrsverbindungen würde in diesem Zusammenhang bedeuten, die Fläche besser zu erschließen mit dem Ziel, alle Orte innerhalb Schleswig-Holsteins untereinander problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar zu machen. Geeignete Maßnahmen in diesem Sinne wären beispielsweise der halbstündige Bahnhalt am lokalen Verkehrsknotenpunkt Ascheberg, die Reaktivierung der Bahnstrecke Ascheberg-Neumünster und die Einrichtung einer Busverbindung vom Ascheberger Bahnhof Richtung Norden, nach Wahlstorf und Wielen.
Viele Grüße
T. G.